Das grundsätzlich gültige Recht auf Bewegungsfreiheit und auf Unversehrtheit habe ich als Fußgänger in Darmstadts öffentlichem Raum nicht mehr.
Die zunehmend aggressive Fahrweise, die mutwillige Gefährdung durch immer mehr Radfahrer gehört hier zum Alltag – und wird so gut wie nicht geahndet, sondern seit Jahren geduldet: Es wird rücksichtslos gerast – in der sogenannten Fußgängerzone, auf allen Plätzen, zunehmend auf den Gehwegen (dem Schutzraum der Gehenden), abends ohne Licht, ohne Abstand zu Menschen, Hauseingängen, Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln…
Da wird schikaniert, geschnitten, gedrängt, gescheucht – und das ist normal geworden! Oft fehlen nur ein paar Zentimeter, eine halbe Sekunde, eine impulsive Bewegung zum Angefahren werden, zum Unfall. Es ist erstaunlich, mit welcher Aggression und Gleichgültigkeit Leben, Gesundheit und Nerven anderer Menschen aufs Spiel gesetzt werden. Täglich erlebe ich den Verlust von Unbefangenheit, bewege mich nur noch unfrei und angespannt. Was für ein Verlust überhaupt an Mitmenschlichkeit, Achtung, Respekt, wenn so gut wie kein Problem- bzw. Unrechtsbewusstsein besteht. Wenn Straßenverkehrsregeln meilenweit von der Realität entfernt sind.
Und die Stadtregierung? Wo bleiben die Verantwortlichen dieser Verkehrspolitik, wo bleibt die Fürsorgepflicht für uns Gehende? Es gibt so gut wie keine Kontrollen oder gar Bußgelder hier in Darmstadt, die endlich ein Umdenken einleiten könnten. Ein Blick nach Gießen zeigt, dass es auch anders und gut geht. Wo bleibt unser Schutz?
Also habe ich es mal wieder nach Hause geschafft. Der Schreck sitzt mir noch in allen Gliedern – noch dazu mit einer Stinkwut über den Beinaheunfall und den Stinkefinger des Radfahrers oder eine andere Frechheit. Und am nächsten Morgen? – Geht’s von vorne los!
Doch Dank an die vielen anderen Radfahrer und Radfahrerinnen, die nicht so sind.